Die Nutzung des Quartiers als Konzeptionsebene für integrierte energetische Konzepte!
In Deutschland leben etwa 70% der Menschen in urbanen Räumen, viele davon in dichten Stadtstrukturen. In einer Stadt wie Berlin wohnen weit über 80% der Einwohner in Mehrfamilienhäusern von der Art, wie sie beispielsweise auf dieser Seite abgebildet sind. Bürger, denen für Energieerzeugung geeignete Flächen zur Verfügung stehen, beispielsweise auf Dächern von Eigenheimen und Scheunen, haben grundsätzlich die Option, sich mit Eigenverbrauch von erneuerbar erzeugtem Strom an der Energiewende aktiv zu beteiligen. Diese Möglichkeit fehlt den Bewohnern dichter Siedlungsstrukturen weitgehend. Auch für die dichten innerstädtischen Strukturen müssen zukunftsfähige Konzepte erarbeitet werden, die zum einen helfen, die ortsnahen Ressourcen zur Energieerzeugung zu heben. Zum anderen sollten die vorhanden Einsparungspotenziale unter Einbezug der dort lebenden Menschen wirksam genutzt werden. Hierfür ist ein quartiersbezogenes Energiemanagement umzusetzen. Es basiert auf einer auf Quartiersebene organisierten Vorgehensweise zur Hebung der Stromerzeugungspotenziale und zur ortsnahen Nutzung des erzeugten Stroms unter direktem Einbezug der im Quartier lebenden Menschen.
Das Konzept eines quartiersbezogenen Energiemanagements beinhaltet unter anderem:
- den dezentralen Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch im Rahmen der vor Ort hebbaren Erzeugungspotenziale
- die Nutzung des Identifikationspotenzials des Quartiers für energetische Konzepte
- den Energiemanager im Quartier als die Anlaufstelle vor Ort für alle Belange des Energieverbrauchs und der Energieerzeugung
- die Umsetzung der Energiewende nicht als Top-Down‑, sondern als Bottom-Up-Prozess
Städtische Potenziale zur Energieerzeugung konsequent heben
Im innerstädtischen Raum gibt es vielfältige Erzeugungspotenziale, die ihren Teil zur Versorgungssicherheit und durch die ortsnahe Erzeugung auch zur Systemstabilisierung bzw. Resilienzerhöhung beitragen können. Eine Selbstversorgungsquote zwischen 5 und 15% im Strom ist sicher machbar.
Dächer und Fassaden in der Stadt zur Energieerzeugung nutzen
Die Fassaden auf den Fotos zeigen mögliche Potenziale für fassadenintegrierte Photovoltaik. Hier bestehen zudem noch Möglichkeiten einer gezielten gestalterischen Aufwerutng durch die Verwendung von Photovoltaik. Eine Reihe von Städten, unter anderem auch Berlin, besitzen bereits GIS-unterstützte Solarkataster, über die eine abschlägige Ermittlung konkreter Potenziale auf Gebäuden möglich ist.
Quartiersnahe Freiflächen erschließen
Die Nutzung von Freiflächen zur Energieerzeugung im innerstädtischen Raum kann einen Teil zur Deckung des Energiebedarfs beitragen. Wichtig für die Energiewende ist die Platzierung von Leuchtturmprojekten zur Sichtbarmachung der Energiesysteme, um dem Nutzer der Energie deren Erzeugung und der damit verbundenen Problematiken stärker ins Bewusstsein zu bringen. Die Belegung von Freiflächen eignet sich in besonderer Weise hierfür, insbesondere, wenn es sich um unbenutzte Brachflächen handelt. In Erholungsräumen (hier das Tempelhofer Feld) können kleinere Erzeugumgsanlagen mit besonderem Design integriert werden, die eine solche Leuchtturmfunktion erfüllen können.
Kleinwindkraft nutzen
Die Verträglichkeit von Kleinwindkraftanlagen im Stadtraum, u.a. im Hinblick auf Vogleschwärme, muss zwar noch genauer untersucht werden. Dass diese Einheiten insbesondere auf Dachflächen, die für Photovoltaik nicht geeignet sind, eine sinnvolle Ergänzung sein können, zeichnet sich aber jetzt schon ab. Auf dem Foto unten sind beispielsweise kleinteilige und nach Norden ausgerichtete Dachflächen zu sehen, die für Photovolaik nicht geeignet sind. Gerade in Berlin sollten bei einer traditionell relativ einheitlichen Traufhöhe von 22 Metern einige Potenziale für Kleinwindkraft zu finden sein. Erste Pilotanlagen stehen bereits in Berlin.